Jedes Jahr im Juli ist es wieder so weit: Für die „Kölner Lichter“ pilgern Zehntausende an das Rheinufer, um das gigantische Feuerwerk mit der musikalischen Untermalung zu genießen. Wenn Sie noch nie dort waren, sollten Sie sich das nicht entgehen lassen. Die Stimmung ist großartig, das Feuerwerk sehenswert und die Menschen feiern friedlich miteinander. Und nicht zuletzt tanzen in dieser Nacht die Potenziale …

Lernen durch Feiern

2019 wurde anlässlich von dessen 200sten Geburtstag Musik von Jacques Offenbach gespielt. Der „Erfinder“ des Cancans kam nämlich in Köln auf die Welt. Auch wenn die wenigsten Besucher das wussten, erfreuten sie sich dennoch gemeinsam an den mitreißenden Klängen, den stillen und den knalligen Momenten. 

Etwa 30 Minuten dauerte das Spektakel, für das sich viele früh am Morgen auf den Weg machten. In dieser halben Stunde entstand eine Reibung, die sich positiv entlud. Es war – und ist Jahr für Jahr – die Stimmung der Lebensfreude, die entsteht. Und alle, wirklich alle fahren inspiriert nach Hause.

Aus meiner Sicht ist der Genuss der Kölner Lichter eine besondere Form des Schlaulenzens: Die Besucher erleben sich als friedliche Gemeinschaft, sie lernen damit ein gutes Miteinander. Ich nenne es absichtlich „lernen“, denn vielleicht erinnern Sie sich an die vier Urformen des Lernens, die ich Ihnen in einem früheren Blog bereits vorgestellt haben: Neben Arbeit, Spiel und Gespräch ist es die Feier, die uns als Menschen unser Potenzial entwickeln lässt. Wir Menschen brauchen dieses Gemeinschaftsgefühl, um zu wachsen. Auch deshalb bin ich ein großer Fan der Kölner Lichter.

Doch es gibt auch Gegenstimmen zu solchen gemeinschaftsstiftenden Veranstaltungen.

Potenziale und ihr Preis

Kritiker wenden immer wieder ein, dass die Kosten zu hoch sind: durch die Schäden, die am Rheinufer hinterlassen werden, durch die Umweltbelastung durch die Raketen, durch die Kommerzialisierung und so weiter.

Es ist schon richtig: Alles, was wir tun, hat seinen Preis – so auch eine Feier, die vielen Menschen eine Gemeinschaftserfahrung ermöglicht. Da konkurrieren verschiedene Ressourcen. Auf der einen Seite die ökologischen und finanziellen, auf der anderen Seite die der menschlichen Ressourcen. Und es ist unsere Aufgabe, abzuwägen, welchen Preis uns die menschlichen Potenziale wert sind. Beziehungsweise welchen vielleicht noch viel höheren Preis wir morgen zahlen, wenn wir diese Potenziale heute weniger oder gar nicht entwickeln.

Die Rechnung ist also nicht nur legitim, sondern dringend notwendig.

Die Balance

Wir sind gefordert, die richtige Balance dafür zu finden: Potenziale zu entwickeln, heißt nicht einfach nur tun, sondern immer wieder auch innezuhalten und bewusst die vorhandenen Ressourcen abzuwägen.

Bei den Kölner Lichtern fällt meine Abwägung eindeutig zugunsten der Veranstaltung aus: Der Zuwachs an Lebenserfahrung sowie der kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungswert sind hoch und den Preis wert. Erleben Sie es selbst. Ich würde mich freuen, Sie dort zu treffen.

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