Was denken Sie über Feiertage? Vielleicht halten Sie das für eine komische Frage. Denn Feiertage sind natürlich toll. Es gibt schließlich etwas zu feiern. Viele Menschen haben frei, müssen nicht arbeiten.

In dieser Hinsicht bin ich ein echter rheinländischer Katholik, uns liegt das Feiern einfach im Blut. Im katholischen Mittelalter gab es schließlich ständig Feiertage, jede Heilige und jeder Heilige hatte seinen Tag. Was gab es da nicht alles zu feiern. Namenstage, Geburtstage, Gedenktage, Todestage … Ein Feiertagsschlaraffenland … 

Aber will ich für mich persönlich heute solche Zustände? Und was ist das überhaupt? Ein Feiertag?

Kollektives Innehalten

Ein Feiertag wird eingeführt, um zu signalisieren, hier gibt es einen Anlass, der gedenkwürdig, erinnerungswürdig ist. Der 1. Mai,  der 3. Oktober, der 9. November, vor kurzem der 8. März, den Berlin als erstes deutsches Bundesland zum gesetzlichen Feiertag erklärt hat. Mit einem Feiertag wird die Aufmerksamkeit der Menschen auf einen Anlass gelenkt. 

Im idealen Fall führt dies zu einem kollektiven Innehalten, zum Beispiel zur Frage, warum uns alle in Deutschland der 9. November angeht. Das ist bei Gedenktagen nicht anders: Der 17. Juni (der kein Feiertag mehr ist) oder der Christopher Street Day – das sind Einladungen an möglichst viele Menschen, innezuhalten und sich über die Bedeutung dieses Tages klarzuwerden. Und das bedeutet eben auch, für sich selbst erfahren, was es zu feiern gibt.

Von Feiertagen lernen

Feiertage sind eine Einladung zum Lernen. Die Urformen des Lernens sind erstens die Arbeit, zweitens das Spiel (egal ob Lego oder Rollenspiel), drittens das Gespräch mit anderen Menschen – und viertens das Feiern. Und das bedeutet: Wir machen nicht einfach frei, sondern machen uns bewusst, warum wir jetzt frei machen können. 

Ein solches Bewusstmachen führt auf der kollektiven Ebene zu einer Wertschätzung, die eine Gemeinschaft trägt. Dies ist der Gedanke zum Beispiel hinter dem Internationalen Frauentag. Und je mehr Menschen in diesem Sinne lernen, um so besser, finde ich. Aber für mich selbst ist ein anderer Lerneffekt ebenso wichtig – und um das zu erfahren, muss ich ein wenig egoistisch sein.

Da bin ich mal egoistisch und arbeite am Brückentag

Brückentage sind für viele Arbeitnehmer ein beliebter Anlass, um die Freizeit eines Feiertages zu einem langen Wochenende auszuweiten. Und was passiert, wenn dies kollektiv gemacht wird? Auf den Straßen staut sich Verkehr. Die Innenstädte sind überfüllt. Beliebte Reiseziele für Kurztrips sind überlaufen. Und im Büro ist es so schön ruhig …

Wenn ich also angesichts eines kommenden Feiertages innehalte und mich frage: „Was kann für mich persönlich dieser Tag bedeuten?“, wenn ich mich egoistisch dem Kollektiv entziehe, dann komme ich vielleicht auf den Gedanken: Arbeite ich doch am Brückentag. Und ich stehe nicht im Stau. Bin nicht in einer überfüllten Innenstadt unterwegs. 

Und dann nehme ich mir einen anderen Tag frei. Einen Tag, an dem die anderen arbeiten. Und dann cruise ich mit meiner Frau zusammen über verlassene Straßen – und habe dann auch die Muße darüber nachzudenken, was mir so ein Tag wie z.B. der Frauentag persönlich bringt, obwohl ich kein Berliner bin – und was er auch für uns alle bedeutet: Wertschätzung.

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