Ein Café in der Kölner Innenstadt. Der junge Bankangestellte schlürft seinen Espresso. In seinem Blick, mit dem er sein Gegenüber, eine Frau mittleren Alters im Businesskleid, betrachtet, liegt Resignation. Seine ganze Körperhaltung drückt Müdigkeit aus. Sie dagegen wirkt eher wütend. „Werden wir jetzt zu Konkurrenten? Das darf doch nicht wahr sein. Die werden bestimmt die Hälfte von uns einfach wegfusionieren!“ Er entgegnet: „Ich habe doch jetzt erst den Vertrag für das Haus unterschrieben? Was soll nur werden?“ 

Es ist dem jungen Mann deutlich anzusehen, dass er sich große Sorgen macht: „Werde ich in Zukunft noch gebraucht?“, das ist die ihm zusetzende Frage. Was würden Sie tun, wenn Sie spüren, dass Sie in Ihrem Job in Zukunft nicht mehr gebraucht werden?

Fusion oder Konfusion

Der junge Mann arbeitet bei der Commerzbank, die erfahrene Bankerin bei der Deutschen Bank. Aktuell ist im Gespräch, dass beide deutschen Großbanken  fusionieren. Und wie immer bei einer solchen Fusion stellt sich dann den Entscheidern in den Chefetagen die Frage: „Welche Stellen sind nun doppelt besetzt? Auf welche Mitarbeiter können wir deswegen verzichten?“ Auf den jungen Mann, der noch nicht so viel Gehalt bekommt und der gerade begonnen hat, sich eine Zukunft aufzubauen? Oder die Frau mit den langjährigen Erfahrungen, die im gleichen Bereich arbeitet? Oder auf eine oder einen Dritten?

Mit der Szenerie möchte ich überhaupt nicht ein politisches „Kapital-Fass“ aufmachen. Ich möchte auf etwas anderes hinaus, auf die Menschen und eine generell um sich greifende Zukunftsangst, die mir als „altem Bänker“ gerade am Beispiel der aktuellen Fusionsmeldungen ins Bewusstsein kommt. Denn solche Meldungen wie die Fusion fallen bei wesentlich mehr Menschen auf einen fruchtbaren Boden, aus dem ihre persönlichen Ängste erwachsen – ihre ganz eigenen Konfusionen.

Dann werde doch Bänker …

Sie werden das vielleicht noch kennen. Wenn es früher um einen sicheren Lebensweg von jungen Menschen ging, um die Frage, was sie nach der Schule tun sollen. Dann war ein gängiger Gedanke: „Mach’ was Sicheres, mach eine Ausbildung zur Bankkauffrau oder Bankkaufmann!“

Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Die globalisierten Märkte und vor allem auch die Herausforderungen (und Wegrationalisierungsmöglichkeiten) der Digitalisierung haben dafür gesorgt, dass im Bankenwesen diese sprichwörtliche Sicherheit verloren ist. Es geht eben um das Kapital. Und nicht um die Menschen. Und da Menschen, also die Human Ressources, nur aus der Kapitalbrille werden, die sich nach Gusto verschieben lassen, entsteht bei den Menschen erwähnte wachsende Zukunftsangst.

Verzeihung, jetzt habe ich doch ein wenig das „Kapital-Fass“ aufgemacht. Also zurück zu den Menschen: Bei vielen ist das Vertrauen auf eine sichere Zukunft geschwunden. Und das ist durchaus berechtigt.

Der Futuromat

Kennen Sie den Futuromaten? Den hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) als Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit entwickelt. Der Futuromat beantwortet die Frage: „Könnte ein Roboter meinen Job erledigen?“ 

Er gibt also einen Fingerzeig auf die Frage, ob Sie in Ihrem Job in Zukunft noch gebraucht werden oder „wegdigitalisiert“. Und die Ergebnisse sind natürlich nicht auf das Bankwesen beschränkt. „Handwerk hat goldenen Boden“? Dann geben Sie mal Bäcker in den Futuromat ein.

Zukunftsängste sind also durchaus berechtigt. Aber was hat das für Folgen und was können wir tun?

Angst frisst Seele auf 

Am Beispiel der oben erwähnten Fusion zeigt sich eines ganz deutlich: Bevor überhaupt eine Entscheidung gefallen ist, breitet sich bei den betroffenen Menschen die Angst aus. Das erfahre ich in meiner täglichen Arbeit aus vielen Quellen, und ich erfahre auch, wie es den Menschen in anderen Banken geht. „Ist mein Job noch sicher? Bekomme ich eine Aufgabe zugewiesen, die ich nicht will oder nicht kann?“

Und ich sehe eines: Viele Menschen lassen sich von ihrer Angst lähmen – und verlieren so ihre eigene Gestaltungsmöglichkeiten, ihr Potenzial. Was also können Sie tun?

Schlau sein 

Durch ein gelassenes Innehalten die Dinge erkennen, um die es eigentlich geht – die Dinge, um die es Ihnen eigentlich geht. Für Sie geht es um eine Haltung, die Sie Ihren Zukunftsängsten entgegenstellen: das Schlaulenzen.

Was gehört zu dieser Haltung? Sich nicht hetzen lassen – Sie bestimmen Ihr Tempo. In der Ruhe liegt die Chance genau zu erkennen, was vernünftig ist und zu tun ist. Und vor allem was zu lassen ist. Wo liegen in der sich Ihnen darbietenden Situation für Sie Möglichkeiten der Gestaltung, der Potenzialentfaltung?

Gehen Sie somit schlau mit Ihrer Angst um, dann stellt sich für Sie in Zukunft nicht mehr nur die Frage „Werde ich in Zukunft nicht mehr gebraucht?“ sondern Sie fragen sich: „Wie gestalte ich die Zukunft?“

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