Gesundheitsmanagement ist ein wirklich wichtiges Thema. Doch was ich beobachte, ist, dass es seit einiger Zeit gerne mit großem Getöse als Sau durch das Unternehmensdorf getrieben wird. Da treibt eine Entwicklung Blüten, die ein eigentlich sinnvolles Streben ins Gegenteil verkehrt. Ich habe das schon hautnah miterlebt …

Gesundheitsmanagement – ein Riesending?!

„Wir brauchen schnell einen Workshop. Und zwar für eine Führungskraft bzw. für das ganze Team. Uns wurde nämlich die Gefährdung einer psychischen Belastung angezeigt.“ Dieser aufgeregte Anruf eines Personalleiters erreicht mich. Im Gespräch wird deutlich, dass auf ausdrücklichen Wunsch des Betriebsrates das Unternehmen vor einigen Wochen das Thema Gesundheitsmanagement initiiert hat. Darin soll auch die gesetzliche Norm des §5 Arbeitsschutzgesetz inklusive des darin geforderten Systems zur „Gefährderanalyse psychischer Belastungen“ integriert werden. 

„Stellen Sie sich vor: Der Vorstand hat sich eingeschaltet und jetzt ist daraus ein Riesending geworden“, erzählt mir der Personalleiter kopfschüttelnd. „Da ist mit viel Aufwand ein Gesamtkonzept erarbeitet worden, das das reinste Bürokratiemonster ist! Und ich muss es jetzt ausbaden. Die Mitarbeiter wollen doch auch mal Zeit zum Arbeiten haben. Die laufen bei mir jetzt schon Sturm …“

Tatsächlich war ein komplexes System von Befragungen der Mitarbeiter vorgesehen, die jeden Einzelnen viel Zeit gekostet hätte. Die Ergebnisse der gesamten Befragung wären zwar sehr umfangreich, aber insgesamt wenig aussagekräftig gewesen. Ich konnte die Entrüstung des Personalleiters verstehen.

Ein Monster aus dem Nichts

Über solche ausufernden Entwicklungen von Projekten bei so wichtigen Themen mache ich mir tatsächlich inzwischen Gedanken. Das Gesetz über Belastungen am Arbeitsplatz schreibt nämlich gar kein Bürokratiemonster vor. Manchmal scheint mir diese Aufblähung nur dadurch zustande zu kommen, dass einige wenige Beratungsunternehmen darauf setzen, eine solche ausgeprägte Umsetzung aus einer Hand anzubieten. Gepaart mit dem immer noch sehr stark verbreiteten Perfektionsdrang in den Unternehmen entsteht daraus dann eben doch ein Monster. So werden wirklich gute Gedanken und wichtige Thema mit zu viel Bürokratie angegangen. Der Effekt? Der Sinn verpufft förmlich und die Wirkung verkehrt sich ins Gegenteil.

Dabei geht es auch anders …

Happy End

Der Personalleiter und ich führten das Projekt also auf das Anfangsproblem zurück: die angezeigte Gefährdung. Wir planten für die betreffende Führungskraft sowie für das Team einen sinnvollen, machbaren Prozess mit offenen Dialogen. So gelang es in den anschließenden kurzen Workshops und Gesprächen, die von dem Team gesendeten Impulse wertschätzend aufzunehmen und eine neue Basis für Zusammenarbeit zu legen. Der kritisierte Vorgesetzte war anschließend sogar sehr dankbar für diesen Anstoß: Auch er hatte einige Themen und Kritik, die er durch die Ge- spräche besser einbringen konnte. Ein kleines Happy End also. 

Auch wenn das Thema Gesundheit aus meiner Sicht für die Unternehmen höchste Bedeutung haben muss: Das Augenmaß muss gewahrt werden.

Da wird aus einem guten und wichtigen Thema eine Hatz kreiert, anstatt in Ruhe auf die Bedeutung des Themas und dann auf eine passende Umsetzung zu schauen. Was für ein toller Ansatz fürs Schlaulenzen könnte es sein, ruhiger und besonnener mit den ständig neuen Trends umzugehen … 

Wollen Sie noch mehr wissen zur Umsetzung wichtiger Themen in Ruhe und Gelassenheit? Dann lesen Sie mein neues Buch „Schlaulenzen!“

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