Leider ist es sehr oft so. Unternehmen, die irgendwie laufen, noch vermeintlich rentabel sind und sich eher halbherzig in Richtung Zukunft weiterentwickelt haben, wurden dadurch schleichend labil und zunehmend ‚nicht gesund‘. Keiner scheint diese Entwicklung im normalen Alltag zu sehen oder sehen zu wollen. Und dann kommt ein Ereignis, das diese Schwäche und die ungesunde Trägheit abrupt sichtbar macht. Ein kritisches Ereignis löst dann den „Tipping Point“ aus. Das System kollabiert.

  • Ist das eine Art Naturgesetz der ökonomischen Evolution? An der man halt nichts ändern kann? Passiert das einfach so?
  • Was ist denn mit unserer menschlichen Schlauheit und einem kreativen, schlauem und wirksamen Unternehmertum?

Das große Spiel

Aktuell tauchen zunehmend erschreckende Nachrichten auf. Einige Großunternehmen kommen erkennbar ins Wanken und es beginnt eine Art Pokerspiel um Rettung in verschiedenen Ausprägungen, aber vor allem in den Dimensionen Geld und Arbeitsplätze. Die Protagonisten des gewohnten Wirtschaftssystems springen in die Extreme ihrer Rollen. Egal ob CEOs, ob Politiker oder ob Gewerkschaften, die obligatorischen Abläufe des Systems Wirtschaft sind in der aktuellen Panikphase deutlich erkennbar. So läuft es im Grunde fast immer. Wenn es brennt, dann springt unser Rettungsmechanismus an. Unglaublich, wie viele der Großen nach Rettung rufen und die großen Retter dadurch in Aktion kommen. Für bedachtes, schlaues und damit nachhaltendes Vorgehen ist wieder mal keine Zeit?

Es scheint so, als ob es eher die Zeit der machtvollen Taktiker ist, die solche kollektiv-disruptiven Ereignisse ‚schlau‘ für sich nutzen.

Und es scheint, als ob die Vielzahl der schlauen Köpfe in den Unternehmen, die vielen kleinen und großen schlauen Ideen der Mitarbeiter nicht zur Geltung und in Aktion kommen. Aus dem gesamten Schlaupotenzial der Menschen in den Unternehmen entstehen pauschale und versachlichte Begriffe wie ‚die Mitarbeiter‘ und noch seelenloser ‚die Arbeitsplätze‘. Mitarbeiter werden zu einem globalen Objekt und zur brisanten Spielmasse im großen Spiel.

Was zukünftig wächst, ist eine Frage der Potenziale

Vergleiche aus dem Sport oder der Natur bergen immer die Gefahr, zu pauschal und wie eine Plattitüde zu wirken. Und doch drängt sich die Analogie mit der Natur und ihren evolutionären Entwicklungen bei der Nutzung von Situationen, Nischen und Chancen in der aktuellen Zeit geradezu auf.

Stellen Sie sich einen Waldbrand vor. Diese desaströsen Ereignisse kennen wir in Zeiten zunehmender Trockenheit nicht mehr nur aus dem Fernsehen und von fernen Ländern. In der Nähe meines Wohnortes gab es in diesem Jahr schon zwei größere Brände. Diese Ereignisse kommen einem immer näher. Wenn so eine dramatische Vernichtung von Bäumen, Pflanzen und oftmals auch Lebewesen durch einen Brand verursacht wurde, liegt das betroffene Gebiet eine Zeitlang augenscheinlich brach. Es riecht tagelang nach Katastrophe und der Blick fällt lange Zeit auf Ödnis. Doch im Untergrund nutzen die Potenziale der Natur ihre Chance und entpacken den Bauplan ihrer Bestimmung. Wer kann, der keimt, und zwar mit allem, was sein Potenzial zu bieten hat. Nach der ersten Phase des Entpackens und Loslegens beginnt ein Wettlauf und ein Kampf um die Chancenhoheit, um Zugang zu den neu zugänglichen Ressourcen wie fruchtbaren Boden, Licht und Wasser. Die Konkurrenz belebt das Wachstum, alles eifert und positioniert sich. Auf einmal entdeckt man neue, noch nie gesehene Pflanzen, die anscheinend in der vorherigen Monokultur keinen Platz fanden. Trotzdem waren sie da und lauerten auf ihre Chance. Eine faszinierende Energie und ein erkennbarer Aufbruch prägen auf einmal diesen vorher geschundenen Kosmos.

Nun müssten einige Bilder und Anknüpfungspunkte in Ihrem Kopf aktiv geworden sein. Ein guter Zeitpunkt für den Transfer zu den Unternehmen.

Vorbei ist vorbei

Das Grübeln darüber, warum es im eigenen Unternehmen zur katastrophalen Lage kommen konnte, warum man nicht früher die deutlichen Hinweise erkannt und gehandelt hat, warum man im Grunde immer nur so weitergenmacht hat wie gewohnt, oder auch, warum man nun vom Lockdown so getroffen wird, obwohl man vielleicht schon seit Jahren die Monokultur verlassen und sich mit den Leistungen des Unternehmens vielseitig aufgestellt hat.

Es ist, wie es ist.

Grübeln über Vergangenes wirkt wie ein Gift, das Lähmung oder sogar Panik bewirkt. Auf jeden Fall verhindert es die Innovation, die jetzt Not-wenig ist.

Je schneller es Ihnen, den Mitarbeitern und jeden in seiner Verantwortung nun gelingt sich auf die Möglichkeiten und Chancen einzulassen, beherzt und mutig die vorhandenen Potenziale, vor allem unser Know-How und unsere kreativen Fähigkeiten, zu aktivieren, sie zu fordern und ihnen freien Lauf zu lassen, desto besser gelingt eine neue Positionierung und damit die Chance auf eine neue Art von Wachstum.

Im Moment gibt es die einmalige Chance, dass nicht nur neue Möglichkeiten für Geschäftsfelder und Leistungen genutzt werden können. Die Chance dieser Krise besteht ganz besonders darin, der Trägheit des bisherigen Managementsystems und den gewohnten und schon lähmenden Mechanismen der Organisation Adieu zu sagen. Vorbei ist auch im Bereich des internen Betriebssystems des Unternehmens vorbei. Wenn Sie wollen.

 

Betriebssystem für schlaues Wirtschaften

Mir ist klar, aus vielen eigenen Erfahrungen im und mit Unternehmen: ein Gesundungsprozess geht nicht ohne Reduktion auf wesentliche Kernfaktoren und einem Abspecken, vor allem von Pfründen und ungesunden Gewohnheiten. Leider habe ich hierbei allzu oft erleben müssen, dass in Krisensituationen fast blindlings und ohne Plan gekappt, rasiert und entlassen wurde. Dass eine Entschlossenheit im Handeln und beim ‚Turnaround-Management‘ zwar vorhanden war, die Konsequenz aber leider vor elementaren Erfolgsfaktoren im inneren System und in der etablierten Mechanik des Managements des Unternehmens Halt machten. Der Grundmechanismus des Misserfolgsvermeidens hatte zu oft Vorrang vor den Maximen des Erfolgsuchens. Die Veränderungsenergie reichte meist nur bis zu den Wirkungen der Krise, denn für Veränderungen der Ursachen im Kern des Unternehmens, dem menschlichen Betriebssystem.

Ich bin davon überzeugt, dass es unfassbar viele schlaue Potenziale in jedem Unternehmen gibt. Sie zu aktivieren, zu locken, ihnen Raum zu geben ist der wesentliche Erfolgsfaktor für die Zukunft. Und dazu braucht es ein neues Betriebssystem mit zwei wesentlichen Handlungsfeldern: ein an den Ressourcen der Mitarbeiter orientiertem Management sowie eine raumgebende Art und Organisation der Arbeit.

Bei der Veränderung hin zu einem neuen Betriebssystem geht es nicht um die Umsetzung von Moden und Trends aus der Welt der Wirtschaft. Eine Häufung moderner Begriffe wie agil, Scrum, NewWork, Future Leadership‘ und Co machen aus einer alten Welt kein neues System. Die Anzeige im Stadion bestimmt nicht das Fußballspiel auf dem Rasen.

Es geht um ein passendes System mit einem für das jeweilige Unternehmen optimalem Zusammenspiel der Themen Management, Arbeit und Kommunikation. Die Art des Betriebssystems steht in direkter Korrelation zur Entfaltung und Nutzung der vorhandenen Potenziale. So wie die Landschaft, das Klima und die Nährstoffe ein Betriebssystem für deren Lebewesen darin darstellt und die Möglichkeiten der Entwicklung bestimmen, so prägen Sinn und Ziele, Raum für Ideen und Verantwortung sowie die Möglichkeiten der Mitgestaltung die ‚Fruchtbarkeit‘ des Biotopes Unternehmen. Das Betriebssystem des Unternehmens bestimmt das Auf-Keimen von Innovation und Entwicklung.

Von ‚scheinbar wahr‘ bis zu ‚wahrscheinlich‘

Eigentlich ist das doch nicht neu, oder?

Und eigentlich ist das alles logisch, einleuchtend und wie es scheint auch wahr.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich wirklich etwas ändert, dass Entscheider mutig andere Wege gehen, ein neues ‚ Betriebssystem für eine neue Art zu Arbeiten entwicklen und das gigantische Potenzial der Mitarbeiter aktivieren und sich sie verlassen, liegt bei circa 20 Prozent.

Dann aber sind Chancen von 80 Prozent Wachstum nicht zu verhindern.

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