Etwas ist anders als in den Jahren zuvor. Corona hat auf uns eine andere Wirkung als z.B. die echte Grippe, der jedes Jahr Tausende Menschen zum Opfer fallen. So starben 2017/2018 in Deutschland während einer außergewöhnlich starken Grippewelle in Deutschland rund 25.100 Menschen daran. Das sei die höchste Zahl an To­des­fällen in den vergangenen 30 Jahren, so dass Robert-Koch-Institut (Quelle).

Aber zu Panik und Hamsterkäufen, wie sie derzeit zu beobachten sind, haben diese erschreckenden Zahlen nicht geführt. Ja, derzeit werden in Krankenhäusern sogar Desinfektionsmittel-Spender aus der Wand gerissen und beim Run auf das Klopapier in den Drogeriemärkten eskalieren die Aggressionen. 

Angesichts solcher Auswüchse frage mich, wie wir als Privatmenschen – aber auch die Unternehmen, die von der Ausbreitung des Virus betroffen sind – schlau reagieren können.

Nur keine Panik auf der Titanic

Ruhe bewahren ist zumeist ein guter Rat. Aber ist dieser Rat immer schlau? Die Titanic ist schließlich untergegangen … 

Es gibt durchaus Stimmen, die sagen, dass die Panik der Menschen vor dem Corona-Virus aufs Ganze gesehen, positiv zu bewerten sei: Weil diese außergewöhnliche Situation für Presse sorgt und für ein Bewusstsein bei den Menschen, dass eine Krisensituation vorliegt – und sie mit entsprechenden Maßnahmen reagieren: Mit Desinfektion, mit Zuhausebleiben, mit dem Meiden von Menschenansammlungen. Die öffentlichkeitswirksam inszenierte Panik führe demnach zu vernünftigen Schutzmaßnahmen.

Und vielleicht ist es im Sinne des Krisenmanagements wirklich schlau, seinem Gegenüber die Packung Klopapier aus der Hand zu reißen …

Der goldene Mittelweg

Geraten wir in Panik, dann verlieren wir viel von dem, was uns als Menschen ausmacht. Panik aktiviert unser Reptilienhirn. Mitgefühl erscheint uns dann als ein Wert, der nichts mehr zählt. 

Aber auch durch das Gegenteil der Panik, das Den-Kopf-in-den-Sand-Stecken, das Nichts-wissen-Wollen, das Leugnen der Tatsachen verlieren wir unser menschliches Potenzial. Denn nur wenn wir mit wachem Verstand durch die Welt gehen, können wir nach unserem Möglichkeiten leben. Alles andere ist Ohnmacht.

Der goldene Mittelweg scheint mir also das meiste Potenzial zu haben, um mit der Krise auf eine Weise klarzukommen, die mich als Mensch aufrechten Ganges in die Zukunft führt – und nicht zum ohnmächtigen Spielball der Geschehnisse macht.

Das dies nicht einfach ist, zeigt die Corona-Krise. Leicht lassen wir uns anstecken von der Angst vor Ansteckung. Aber dennoch: Auch wenn das Klopapier alle ist, ist – denke ich – Schlaulenzen als eine Haltung, aus der eigenen Ohnmacht herauszutreten, möglich.

Haltung bewahren

Vielleicht ist die Panik, die bei vielen Menschen aufgrund des Corona-Virus entsteht, auf ein starkes Unbehagen zurückzuführen, dass die Welt so eng zusammengerückt ist. Dass die Globalisierung uns allen so nah auf die Pelle rücken kann. Nicht mehr nur eine abstrakte Sorge, sondern auch ein fiebriges Gesicht mit Mundschutz. Dass der Sack Reis, der in China umfällt, in Italien die Mauern des Vatikan zum Zittern bringt. Dass das gefährlich Neue, was auf der anderen Seite des Erdballs entsteht, sehr schnell, beängstigend schnell, bei uns ist.

Schlaulenzen lässt uns hier einen Moment innehalten – hilft uns dabei, unsere Gedanken, Gefühle und Orientierungen zu sortieren. Wir besinnen uns auf unser Menschsein. Unser Potenzial, das auch die Kraft des Mitgefühls einbezieht. Wir besinnen uns aber auch darauf, dass eine gewisse Vorratshaltung schlau sein kann – eigentlich generell schlau ist, auch in Zeiten ohne akute Krise.

Schlau in diesem Sinne waren unseren Eltern und Großeltern, die noch eingeweckt haben, die das Gemüse und das Obst nicht einfach nachlässig vergammeln ließen, sondern einkochten.

Schlau in diesem Sinne sind Unternehmen, die sich jetzt darauf besinnen, dass die Verlagerung der Produktion vielleicht doch keine so gute Idee gewesen ist. Dass hier in Zukunft Entscheidungen getroffen werden müssen, die nachhaltiger sind – und etwas weniger gewinnorientiert (z.B. in der Pharmaindustrie). 

Schlau in diesem Sinne sind Unternehmen, die schon frühzeitig den Mitarbeitern vertraut haben und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um verstärkt Homeoffice zu ermöglichen. Die auf die Ängste ihrer Mitarbeiter achten, die sich vernünftig mit den Gefahren des Virus auseinandersetzen.

Schlau handeln Sie, wenn wir uns Möglichkeiten eröffnen, aus der Ohnmacht herauszukommen – und diese Möglichkeiten erkennen wir nur, wenn wir nicht panisch sind, wenn wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Ja, vielleicht ist es schlau, die Tageszeitungen aufzubewahren und nicht ins Altpapier zu geben. Nur für den Fall der Fälle …

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