Das Handelsblatt hat kürzlich gemeldet, dass so viele Spitzenmanager wie noch nie 2018 ihren Hut nahmen. Wie viele davon freiwillig und wie viele unfreiwillig gingen, ist nicht so leicht zu sagen. Sie kennen das: Selbst wenn in der Pressemeldung etwas von einer „einvernehmlichen Entscheidung“ steht, heißt das noch lange nicht, dass der beiderseitige Wunsch war sich zu trennen.

Klar ist, dass in schwieriger werdenden wirtschaftlichen Zeiten der Kopf an der Spitze eher in Gefahr gerät als in ruhigen Tagen. Das ist bei Fußballvereinen ja nicht anders: Solange die Mannschaft einen Erfolg nach dem anderen einfährt, gibt es keine Trainerdiskussion.

Ich gebe zu, dass mein erster Impuls bei dieser Meldung war: Die Wirkung von neuen Besen wird in Unternehmen in der Regel überschätzt, die Belastungen, die der Austausch mit sich bringt, dagegen unterschätzt. Doch wie sieht die Rechnung unter dem Strich aus? Dazu habe ich zunächst einmal überschlagen, in welcher Form diese Belastungen sich zeigen …

Besenaustauschkosten bei Führungswechsel

Ich habe schon häufig erlebt, wie viel Energie ein Unternehmen aufwendet, wenn es darum geht, einen Chefposten neu zu besetzen. Es ist eher erschreckend, was da an Zeit in die Neugestaltung der Machtkonstellation gesteckt wird. Diese Investition nimmt der oder die Neue erst einmal als „Schuld“ mit an den Start.

Auch hat der neue Besen selten eine allmächtige Zauberformel in petto, die er ohne Ansehen der bestehenden Organisation einfach aussprechen und die Dinge zum Guten wenden kann. Der Neue braucht also eine Weile, um sich mit den Strukturen vor Ort vertraut zu machen.

Die vielleicht gravierendste Auswirkung ist jedoch, dass das Spitzenpersonal quasi dazu erzogen wird, in immer kürzeren Zyklen zu denken und zu agieren: Ihre Erfolge müssen schnell sichtbar werden, sonst sind sie möglicherweise morgen schon wieder weg vom Fenster.

Trotz dieser Nachteile halte ich einen mutigen Führungswechsel in manchen Unternehmenskonstellationen tatsächlich für eine Notwendigkeit …

Wann ein neuer Besen Sinn macht

Es gibt Branchen, in denen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr, sehr wenig bewegt. Ein Beispiel ist die Bankbranche, in der die meisten Unternehmen noch in alten, eingefahrenen Bahnen laufen. Doch der Veränderungsdruck kommt auch hier nun mit Macht an. Und so stehen manche Bank und natürlich auch Betriebe aus anderen Branchen inzwischen vor einem Scherbenhaufen und wissen aber nicht, wie sie sich für die Zukunft aufstellen sollen. Keiner hat eine Idee, wo die Reise in diesem Business hingehen könnte. Da kann ein neuer Manager, der vielleicht sogar aus einer ganz anderen Ecke kommt, mit seiner anderen Perspektive sehr hilfreich sein.

Auch im Umgang mit überraschend aufpoppenden, mächtigen Trends wie aktuell #flugscham kann ein komplett anderer Erfahrungshintergrund im obersten Management von großem Nutzen sein, um ein Umdenken der gesamten Organisation zu initiieren.

Ein weiteres Beispiel: In Unternehmen mit extrem verkrusteten Strukturen kann allein die Ankündigung, dass bald ein „New-Work-Mensch“ an die Spitze treten wird, für eine heilsame Bewegung im erstarrten sozialen Gefüge sorgen. Allein die Frage, ob da ein Softie kommt oder ein agiler Aufräumer, der Menschen einbinden und mitnehmen kann.

Sie sehen, dass ein simples Ja oder Nein keine gute Antwort gibt auf die Frage, ob ein neuer Manager die Lösung ist oder nicht.

Die Reise bleibt spannend

Der Weg eines Unternehmens in die Zukunft ist idealerweise immer die Reise zu dessen internem Potenzial. Deshalb halte ich es für Ihre Unternehmensplanung für unerlässlich, dass Sie zuerst Ihr Potenzial erkennen und dann den richtigen Weg dahin identifizieren: Der Weg kann über einen Führungswechsel führen, er muss es aber nicht. Dieses immer neue situative Abschätzen und die richtige Prise Neuland machen Ihre Reise ja so spannend …

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