Weißgestrichene Rauhfasertapeten oder kunterbunt mit Schwämmchen getupfte Wände? Sind die Möbel aus Echtholz, Metall oder zusammengeleimtes Spannholz? Wird das Wohnzimmer von einem riesigen Fernsehen dominiert oder von Bücherregalen bis zur Decke randvoll mit dicken Schmökern?
Wie jemand die Räume seiner Wohnung gestaltet, sagt viel über diesen Menschen aus – und noch wichtiger: Diese Gestaltung wirkt sich auf jeden Besucher aus. Sicherlich kennen Sie dies. Fühlen Sie sich in den fremden Räumen wohl und sicher? Oder eben einfach nur fremd? Haben Sie das Gefühl, dass die Räume Sie auslaugen oder fühlen Sie sich lebendiger?
Kurz: Wir spüren, dass sich Räume auf unsere Potenziale auswirken.
Und deswegen möchte ich Ihnen heute von besonderen Räumen erzählen, mit denen Sie die Potenziale Ihrer Mitarbeiter so fördern, dass Ihr Unternehmen gestärkt und zukunftssicherer wird.
Räume mit Kicker?
Besondere Räume für Mitarbeiter? Haben wir doch, sagen Sie vielleicht. Mehrere Aufenthaltsräume. Eine Kantine. Einen Ruheraum. Oder vielleicht haben Sie sogar, wie es bei hippen Start-ups Usus ist, einen Spielraum mit Kicker und Dart …
Das ist alles schön und gut für das Arbeitsklima, ja. Aber solche Räume meine ich nicht. Solche Räume dienen den Ruhephasen, der notwendigen Entspannung des Teams, den Pausen.
In den Räumen, die mir wichtig sind, geht es nicht um Ruhe. In diesen Räumen gärt es.
Entwicklungsräume
Es sind Räume, in denen das Potenzial arbeiten kann, in denen das Potenzial sich entwickelt. Dabei kommt es nicht auf die Möblierung an, sondern auf die besonderen Eigenschaften, die Sie als Unternehmer und Führungskräfte diesen Räumen verleihen:
Der Anstrich, den Sie den Räumen geben, ist ein ideeller …
Die wichtigste Eigenschaft dieser Räume ist: Es sind geschützte Räume. Die Mitarbeiter brauchen hier keine Angst zu haben, Fehler zu begehen. Sie spüren, dass sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen müssen. Sie können sich frei äußern.
Es sind Räume, die den Mitarbeitern Vertrauen einflössen. Denn ohne dieses Vertrauen bleiben neue Ideen unter dem Radar. Und diese Ideen brauchen gerade Unternehmen und Branchen, die in der Krise sind.
Es sind Räume, in denen die Mitarbeiter Zeit haben, etwas Neues auszuprobieren, Zeiträume also, um zum Beispiel in einem anderen Arbeitsbereich zu hospitieren, der sie interessiert (ohne Angst haben zu müssen, den Arbeitsplatz zu verlieren). Um dort die eigenen Fähigkeiten auszuprobieren, vielleicht neue Fähigkeiten zu entdecken.
Es sind Räume, in denen Freude herrscht.
Räume der Begegnung
„Das ist alles weichgespülter Quatsch“, höre ich da einige Stimme, „Mag ja nett sein, aber gegen VUKA wächst auf diese Weise kein Kraut!“ Nun, gegen VUKA brauchen wir auch kein Kraut. Wir brauchen Menschen.
Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen, um einen gangbaren Weg in die Zukunft zu finden, den Potenzialen der Mitarbeiter mehr Raum geben müssen, damit diese sich entfalten, sich auswirken können, und letztlich das Unternehmen verändern.
Wenn Kreativpotenziale Raum bekommen, dann wachsen sie. Diese Räume sind nicht an die bauliche Substanz geknüpft. Sie entstehen durch die Kraft der Entscheidung und des vertrauensvollen Miteinanders von Führungskräften und Mitarbeitern: Entscheiden Sie sich dafür, den Potenzialen mehr Raum zu geben, entwickeln Sie gemeinsam ein Vorgehen, dass für alle Beteiligten machbar ist.
Vielleicht einen Workshop für einen Teil der Belegschaft, um die Zukunft anders zu denken. So eine Art „kleines verrücktes Forschungsprojekt“, das den Beteiligten ermöglicht, aus der eigenen Komfortzone herauszugehen, anders zu denken – sich zu verändern? Oder Möglichkeiten der Hospitation. Oder ein Board der Verrücktheiten, an das jeder seine Ideen pinnen kann?
Eine krisengeschüttelte Bank soll Personal abbauen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Der Personalleiter, der dies durchziehen soll, ist aber der Überzeugung, dass die Bank sich mit dieser Maßnahme das Wasser abgräbt. Vielleicht steht die Bank viel besser da, wenn sie … Ja, wenn sie was tut? Vielleicht das Konzept Filiale in aktuell unrentablen Bereichen anders denkt? Als Begegnungsstätte? Als Action-Bank, in der Events stattfinden? Vielleicht wäre es eine Idee, der Krise auf kreativere Weise zu begegnen, als reflexartig mit Kostensenkung?
Insofern sind die von mir vorgeschlagenen Räume Räume der Begegnung. Denn zum einen üben Sie als Unternehmer und Führungskraft mit den Mitarbeitern den Schulterschluss, weil sie gemeinsam (und mit Freude) an Strategien für die Zukunft arbeiten. Zum anderen begegnen sich in diesen Räumen die Tradition und die Zukunft Ihres Unternehmens, denn wer in den Raum hineingeht, um neue Wege zu entdecken, bringt seinen Erfahrungsschatz mit hinein.
Das Unternehmen verändern
Die Potenziale der Mitarbeiter sind für Unternehmen das Kapital, mit dem sich Zukunft bauen lässt. Und diese Potenziale werden aktuell noch viel zu sehr verschwendet.
Um dies zu ändern, brauchen wir, um ein Bild aus dem Naturschutz zu gebrauchen, „Potenzialschutzgebiete“. Wir brauchen geschützte Räume, in denen Potenziale nicht von dem Rotstrich des Rationalisierens bedroht werden. Räume, in denen Potenziale sich tummeln können, um gerade die Ideen zu entwickeln, die Ihr Unternehmen angesichts der zunehmenden Komplexität der Märkte benötigt.
Natürlich gelten die Gesetze des Marktes nach wie vor. Die Krise, die ganze Branche gepackt hat, ist schwerwiegend und lastend real. Und so ist es gut, dass die skizzierten Räume keine bloßen Spielräume sind. Es sind Räume, in denen die Zukunft erforscht wird. Die Reise, auf welche sich Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter hier gemeinsam einlassen, verändert, nämlich: Die einzelnen Beteiligten, die Unternehmen.
Geben Sie den Potenzialen Raum, dann ist das durchaus ernst. Für Risiken und Nebenwirkungen beobachten Sie Ihre Mitarbeiter, die Welt ist dann nicht mehr dieselbe, wenn sich die Mitarbeiter anders erfahren haben.